Wenn ich Urlaub habe zieht es mich ans Meer. Am Liebsten nach Dänemark wie ihr wisst. Manchmal muss ich aber noch dichter ran. Nicht nur ans Meer sondern aufs Meer. Ich mag Schiffe, werde zum Glück nicht Seekrank und liebe das Fernweh, das mir von den großen Pötten im Hafen vermittelt wird. Diese Sehnsucht begann bereits als Kind. Ich schaute regelmäßig die Serie Love-Boat, verpasste keine Folge vom Traumschiff und durchstöberte als Teenie die Kreuzfahrtkataloge. Mein Berufswunsch zu dieser Zeit lautete „Kreuzfahrtmanagerin“. Darüber muss ich heute schmunzeln, wenn ich an Bord bin um Urlaub zu machen.
Unsere erste Kreuzfahrt unternahmen wir 2010 und testeten unsere Hochseefähigkeit mit einer Minikreuzfahrt von Kiel nach Oslo. Und weil es uns so gut gefallen hat, waren wir in diesem Sommer bereits das sechste Mal auf dem Meer unterwegs. Für mich ist es eine der schönsten Arten, Urlaub zu verbringen. Ich packe nur einmal meinen Koffer aus, bin fast jeden Tag an einem anderen Ort, erhalte in kürzester Zeit eine Vielzahl unterschiedlichster Reiseeindrücke und habe mein schwimmendes Luxushotel immer dabei.
Als Kind wollte ich Kreuzfahrtmanagerin werden
Die erste „richtige“ Kreuzfahrt fand im Jahr 2011 statt. Auf der Kiel-Oslo-Tour hatten wir Blut geleckt und waren uns schnell einig, dass wir das nochmal machen wollten. Wir fuhren damals mit „Mein Schiff 2″ zum Nordkap und verliebten uns nicht nur in die Flotte von Tui Cruises sondern auch in die raue Natur Norwegens. Wer einmal mit dem Schiff durch die Fjorde gefahren ist oder erlebt hat, wie es sich anfühlt, wenn die Sonne nicht mehr untergeht und es 24 Stunden hell ist, der wird zum Wiederholungstäter.
Auch in diesem Jahr zog es uns hoch in den Norden. Mit „Mein Schiff 1“, dem sog. Wohlfühlschiff ging es ab Kiel, vorbei an Dänemark über Bergen, Geiranger, Tromsø bis zum Nordkap und zurück über Trondheim und Ålesund. Eigentlich sind mein Mann und ich bei unseren Reisen zu zweit unterwegs. Dieses Mal fuhren wir zusammen mit unseren Freunden aus dem Sauerland, die wir übrigens auf einer Kreuzfahrt nach Island kennengelernt haben. Auch Wiederholungstäter und genauso verrückt wie wir.
Am 26.06. ging es endlich in Kiel los. Wie Bolle hatten wir uns auf diesen Tag, fast ein ganzes Jahr, gefreut. Als wir mit unserem Auto die Kieler Hafenstraße entlang fuhren und ich unser Schiff sehen konnte, klatschte ich wie ein Kind die Hände aneinander und kreischte. Urlaubsvorfreude kann wahnsinnig machen, wie man an meinem Beispiel sieht. Wenige Minuten später gaben wir auch schon die Koffer auf, das Auto ab, trafen unsere Freunde, checkten ein, erhielten unsere Bordkarte, passierten die Sicherheitskontrolle und standen wenig später hinter einem Rettungsring für das obligatorische Einschiffungsfoto. Nun konnte der Urlaub beginnen. Da die Kabinen zu dieser frühen Uhrzeit noch nicht bezugsfertig waren, zog es uns in den hinteren, oberen Teil des Schiffes, wo wir in der „Außenalsterbar“ mit einem leckeren Cocktail auf den Urlaub anstießen.
Die Kabinen waren dann doch früher bezugsfertig als gedacht und auch unsere Koffer waren sehr schnell an Bord und standen schnell vor unserer Kabine bereit. 4 Koffer, eine Reisetasche plus Handgepäck hatte ich nun in der Kabine zu verstauen. Meinen Mann schickte ich auf Schiffserkundungstour während ich einen Schrank nach dem anderen mit unseren Klamotten füllte. Zum Glück hat man bei einer Seereise so viel Freigepäck wie man mag. Gut, dass wir nicht auf 20 Kilo pro Person beschränkt waren. Damit hätte ich Probleme bekommen. Es ist generell so, dass ich ein Talent dafür habe, zu viel Gepäck einzupacken. Bei einer Reise ans Nordkap, kann man jedoch wirklich nicht abschätzen wie sich das Wetter entwickeln würde und so gehörte Winterkleidung ebenso wie Sommerkleidung in den Koffer.
Da Sicherheit an Bord groß geschrieben wird, darf das Schiff erst auslaufen, wenn alle Passagiere an der internationalen Seenotrettungsübung teilgenommen haben. Diese fand um 17:30 statt und dauerte ungefähr 20 Minuten. Perfekt war, dass unsere sog. Musterstation, also der Ort, an dem wir uns bei einem Notfall einfinden müssten, das Theater war und hier im Anschluss das EM-Spiel Deutschland gegen die Slowakei gezeigt wurde. Wir konnten also entspannt nach der Rettungsübung sitzen bleiben und das Spiel genießen. Als wir vor zwei Jahren mit Mein Schiff rund um Island unterwegs waren, wurden wir am letzten Urlaubstag Fußball-Weltmeister. Das war ein ganz besonderes Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Die Stimmung an Bord und die Atmosphäre während des Public Viewing im Theater waren grandios.
Leinen Los – Große Freiheit
Um 19 Uhr hieß es dann Leinen los, wir standen auf Deck 12 an der Reling, die Auslaufmelodie „Große Freiheit“ ertönte, meine Gänsehaut stellte sich auf und das Schiff setzte sich bei fantastischen Wetter in Bewegung. Mit uns zusammen lief an diesem Abend auch die Mein Schiff 4 aus, die später in Richtung Baltikum abbog. Das Mutterschiff, die Mein Schiff 1, hat bei solchen Flottentreffen immer Vorfahrt. Wir genossen die Ausfahrt und ich konnte nicht aufhören Bilder zu machen. Die erste Halbzeit des Spiels war super gelaufen, Deutschland führte 2:0. Wir blieben an Deck bis wir Laboe passiert hatten und gingen im Anschluss zum Essen.
Den späten Abend verbrachten wir an Deck. Das Wetter war immer noch sehr schön und bereits jetzt merkte man, dass es länger hell war. Gegen 00 Uhr passierten wir die Große-Belt-Brücke. Dies ist immer ein ganz besonderes Ereignis. Die Brücke verbindet die dänischen Inseln Seeland und Fünen miteinander und ist 6790 Meter lang. Im letzten Herbsturlaub sind wir das erste Mal über die Brücke gefahren, für einen Ausflug nach Odense. Heute wieder darunter her zu fahren war wunderschön. So fand der Tag den perfekten Ausklang und recht erschöpft fielen wir in unsere Betten.
Der nächste Tag an Bord war ein „Seetag“. Es wird an diesem Tag kein Hafen angelaufen. Gerade zu Beginn der Reise hat das den Vorteil, dass die Reisenden das Schiff ganz in Ruhe erkunden und ihre Lieblingsplätze ausloten können. An den Seetagen im Laufe der Reise kann man die Tage perfekt nutzen, um das Erlebte sacken zu lassen, zu lesen, Sport zu treiben, sich im Wellnessbereich zu vergnügen, eine Massage zu genießen oder am Bordprogramm teilzunehmen. Für jeden ist etwas Passendes dabei.
Da ich kein großer Frühstücker bin, nutzte ich an diesem ersten Seetag die Chance und sprang in den, noch menschenleeren Pool um ein paar Bahnen zu ziehen. Als ich aus dem Pool stieg und Richtung Land sah, entdeckte ich, dass wir gerade sehr dicht an Skagen vorbei fuhren. Ich konnte den Hafen und auch einige Häuser erkennen. Obwohl ich hier an Bord ein kleines Paradies auf Erden hatte, sehnte ich mich für einen kurzen Moment nach Skagen.
An Bord der Wohlfühlflotte entspannt man in jeder Minute
Später am Vormittag machte ich es mir am Heck auf Deck 7 in der Aussichtbar gemütlich, wo ich in einer Entspannungsinsel, in eine kuschelige Decke eingemummelt, mein Buch las. Zuhause fehlt mir oft die Ruhe für ein gutes Buch. Hier an Bord stellt sich die Entspannung so schnell ein, dass die Erholung sofort beginnen kann. Traumhaft. Wie gefällt euch mein Leseplatz?
Gegen Nachmittag trafen wir unsere Freunde zur Ausflugsbesprechung für Bergen. Besser gesagt, ich traf unsere Freunde, denn mein Mann war müde, meinte er hätte eh kaum Mitspracherecht (wo er Recht hat, hat er Recht 😉 ) und wollte lieber ein wenig die Augen zu machen.
Bergen war unser erster Hafen auf dieser Reise. Sowohl unsere Freunde als auch wir waren bereits zweimal in Bergen. Was wir sehen wollten war schnell klar und wir freuten uns auf den morgigen Tag, in der Hoffnung auf gutes Wetter. Während unserer kleinen Besprechung war Captain Sharky, das Schiffsmaskottchen an unseren Tisch gekommen. Nun fragten wir uns ernsthaft ob mein Mann wirklich in der Kabine lag oder an Bord einen kleinen Nebenjob als Maskottchen angenommen hatte. Wer weiß…
Den Abend genossen wir mit einem leckeren 5-Gänge-Menü im Atlantik Restaurant. das Essen ist fantastisch und im Vergleich zu anderen Flotten ist man weder an feste Tische noch an Tischzeiten gebunden und wird sogar am Tisch bedient. Ganz große Klasse.
Im Theater fand an diesem Abend die „Vorstellung der Offiziere“ statt. Von Natur aus neugierig, musste ich hier natürlich zugucken. Im Anschluss gab es eine Show des bordeigenen Ensembles, dessen Qualität und Liederauswahl jedoch nicht meinen Geschmack traf. Die letzten Stunden des Tages verbrachten wir im Innenbereich der Außenalsterbar, wo man in sehr gemütlichen Lounge Sesseln und leckeren Getränken die Zeit genießen kann. Danach noch einen kleinen Abstecher ans Pool Deck, wo mein Mann als sog. Betthupferl eine Currywurst genoss. All das kann Kreuzfahrt sein.
Ich hoffe, dass euch mein erster kleiner Einblick in eine andere Urlaubswelt gefallen hat und ihr nun neugierig auf den weiteren Reiseverlauf seid. Ganz bald lest ihr hier über die Häfen Bergen und Geiranger.
Und nun wünsche ich euch einen schönen Donnerstag.
Lasst es euch gut gehen.
Kærlig hilsen
Linda
Anonymous sagt
Super geschrieben! Da möchte man sofort mitfahren.
Danke für diesen tollen Reisebericht. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung .
Liebe Grüße Ute
Linda sagt
Liebe Ute, vielen Dank für deinen Kommentar. Freut mich, dass dir mein Reisebericht gefällt. Fortsetzung folgt ganz bald. Herzliche Grüße Linda
Car Ke sagt
Sehr schön und interessant geschrieben, bin gespannt wie es weiter geht!
Linda sagt
Liebe Car Ke, vielen Dank für deinen Kommentar und das Kompliment. Bald geht es weiter. Herzliche Grüße Linda
Frauke Christiansen sagt
Liebe Linda,
es hat großen Spaß gemacht, Deinen Reisebericht zu lesen. Wir überlegen ständig, ob eine Kreuzfahrt das richtige für uns wäre. Nach Deinem Bericht könnte ich es mir wieder mal vorstellen.
Herzlich
Frauke von Lüttes Blog
Linda sagt
Liebe Frauke, vielen Dank für deinen Kommentar. Es freut mich, dass mein Beitrag dazu beitragen kann, euch auf Kreuzfahrt zu bringen. Es ist für mich wirklich eine wunderschöne Art Urlaub zu machen. In den nächsten Tagen folgt der dritte Artikel der Reihe. Vielleicht bist du wieder mit dabei. Herzliche Grüße Linda
Julika - 45 lebensfrohe Quadratmeter sagt
Wow, das ist definitiv eine meiner Traumrouten! Wer weiß, vielleicht werd ich tatsächlich irgendwann mal eine Kreuzfahrt unternehmen, bisher ist es noch nicht dazu gekommen…
Viele liebe Grüße! Julika
Linda sagt
Vielen Dank für deinen Kommentar liebe Julika. Ja, das ist auch unsere Traumroute. Vor fünf Jahren haben wir es schonmal getan. Unbeschreiblich schön. Kann ich nur weiterempfehlen. Herzliche Grüße Linda