Im letzten Herbst verbrachten mein Mann und ich unseren Herbsturlaub zum ersten Mal in Nordseeland. Da wir uns noch gar nicht aus kannten, haben wir uns ein Haus in der Nähe von Asserbo gemietet, um von hier die Gegend zu erkunden. Das Ferienhaus war fantastisch. Es war nicht nur sehr modern gebaut, was ich gerne mag, sondern bot auch durch die Lage am See, eine wunderschöne Aussicht. Das Wetter meinte es in diesen Tagen nur zu Beginn und am Ende gut mit uns. In der Zwischenzeit mussten wir mit Nebel, Nieselregen und vielen Wolken klar kommen. Aber wie heißt es so schön… „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“.
Aufgrund des nicht so schönen Wetters, hatten wir unseren geplanten Kopenhagen-Ausflug immer wieder verschoben und wurden an unserem letzten Urlaubstag mit reichlich Sonnenschein belohnt. Mit viel Freude fuhren wir mit dem Auto nach Kopenhagen und parkten in Höhe der Schiffsanlegestelle „Langelinie“. Mit dabei hatten wir unsere Fahrräder. Mein Mann ist ein leidenschaftlicher Radler und hatte sich diesen Ausflug gewünscht. Kopenhagen ist schließlich die Fahrradhauptstadt-Europas, mit vielen, für uns, ungewöhnlichen Radwegen. Mein Mann war neugierig und steckte mich förmlich an. Heute möchte ich euch mit auf unsere Radtour nehmen.
Zuerst zur Meerjungfrau
Unseren ersten Halt machen wir an der kleinen Meerjungfrau. Wir waren schon einige Male in Kopenhagen und haben ihr bislang immer einen Besuch abgestattet. Zweimal waren wir mit einem Kreuzfahrtschiff in Kopenhagen und mussten uns die Meerjungfrau mit sehr vielen anderen Touristen teilen. Heute ist es nicht ganz so voll und wir können das kleine Wunder bei Sonnenschein genießen.
Unsere Tour setzen wir entlang des Gefion-Springbrunnen fort und fahren entlang des Ufers bis zum Schloßplatz von Amalienborg Slot. Dabei passieren wir die königliche Schiffsanlegestelle und das Unternehmen Maersk. Auf der anderen Seite des Wassers können wir bereits die gigantische Oper sehen. Ein toller Anblick. Genau gegenüber der Oper befindet sich der Schloßplatz. Hier muss unsere Tour natürlich wieder mit einem Foto festgehalten werden. Übrigens: Auch die Königsfamilie fährt mit dem Rad durch Kopenhagen.
Nachdem wir die Stimmung am Schloss ausgiebig genossen haben, fahren wir weiter in Richtung Nyhavn. Allerdings fahren wir erst mal nur vorbei. Kommen später aber wieder. Ich möchte nämlich zuerst in die Grønnegade und die anderen umliegenden Straßen der längsten Fußgängerzone Europas (Strøget). In den Nebenstraßen finde ich immer die süßesten Geschäfte.
Natürlich werde ich schnell fündig. Ein traumhaftes Blumengeschäft im Souterrain eines schönen Kopenhagener Hauses (Maylands blomster), hat es mir sofort angetan. Mein Mann bleibt vor der Tür, damit wir a) die Räder nicht abschließen müssen und er b) erst gar nicht mit hinein kommen muss. Ihr wisst ja, Shopping ist nicht so sein Ding. Dementsprechend beeile ich mich und finde einen super niedlichen, kleinen Blumentopf von Bloomingville. Der muss natürlich mit. Ich berichte der Verkäuferin von unserer Fahrradtour (cykeltur på dansk) und bitte sie, die Schale so gut es geht einzupacken. Mein Fahrstil ist ja nicht der sanfteste 😉
Nachdem wir die umliegenden Gassen erkundet haben, fahren wir weiter in Richtung Nyhavn. Die Kulisse, der bunten Häuser mit ihren davorliegenden, gastronomischen Außenbereichen und den Schiffen im Hafen ist immer wieder ein Traum. Dazu das Ablegen der Sightseeing-Boote, die im Minutentakt anlegen, Passagiere abgeben, neue aufnehmen und wieder ablegen. Ich mag das bunte Treiben hier. Ich gönne mir an der Pølserbude einen Fransk-Hotdog und schon setzen wir unsere Tour weiter fort. Noch schnell ein Foto auf der Brücke (man beachte das Fahrräder-parken-verboten-Schild).
Modernes Kopenhagen mit verrückten Fahrradbrücken
Gleich um die Ecke liegt in betser Lage, am Wasser eines der besten Restaurants Kopenhagens „The Standard„. Ich liebe das Gebäude und dessen Farbe. Wir machen eine kleine Pause und dann fahren wir auch schon über die Knippelsbro (bro = Brücke) in den Stadtteil „Christianshavn“. Hier freut sich mein Mann auf die besonderen Brücken, die speziell für Fußgänger und Fahrradfahrer gebaut wurden. Da wir die alternative Wohnsiedlung „Christiania“ bereits in unserem letzten Kopenhagen-Aufenthalt besucht haben, favorisieren wir heute den Bereich um die Oper. Mit dem Fahrrad hat man wirklich ganz andere Möglichkeiten, Sehenswürdigkeiten zu erreichen, die zu Fuß oder mit Bus und Bahn viel Zeit in Anspruch nehmen. Mit dem Rad sind wir so schnell und genießen die ungewohnten Ansichten. Auf dem Weg zur Oper bleiben wir erneut an einem Platz am Wasser hängen. Von hier aus kann ich das Restaurant „The Standard“ nochmal aus einer ganz anderen Perspektive fotografieren und Wasser liebe ich ja sowieso.
Als ich mit meinem Rad vor der gigantischen Oper stehe, bin ich zugegeben sehr beeindruckt. Bereits aus der Ferne wirkt es überdimensional aber hier, jetzt… einfach unglaublich. Vor einigen Jahren konnten wir zusehen wie die besten Klippenspringer der Welt, in der Red Bull Cliff Diving, vom Dach der Oper sprangen. Wenn ich mir das jetzt vorstelle, bekomme ich eine Gänsehaut. Während mein Mann auf seinem Rad über das Gelände düst, nehme ich Platz auf einer Bank und blicke in Richtung Schloss Amalienborg. Dieser wundervolle Tag wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Das Gefühl die Stadt zu erobern lässt mich zur Höchstform auflaufen. Und so viele schöne Dinge kommen erst noch…
Entlang des Kanals machen wir eine weitere Pause, essen eine Zimtschnecke, entdecken interessante Hausboote und lauschen dem Glockenspiel der Vor Frelsers Kirche. Danach fahren wir die Straße „Overgaden oven vandet“ bis zum Ende, halten uns gegen Ende rechts und kommen wieder ans Wasser des Kopenhagener Hafens. Hier erwartet uns neben einer fantastischen Aussicht auf die königliche Bibliothek (Den Sorte Diamant = der schwarze Diamant) und die Vor Frue Kirke (Frauenkirche).
Am Ufer liegt hier übrigens eines der besondersten Hotels in Kopenhagen: das CPH-Living Hotel ist ein schwimmendes Hotel und in meinen Augen eine der coolsten Übernachtungsmöglichkeiten wenn man in der Stadt ist. Ich habe einen kleinen Blick ins Innenleben geworfen und kann euch sagen: Es lohnt sich.
„She is crazy“
Über die Langebro (Lange Brücke) fahren wir wieder auf die andere Seite des Wassers. Hier wartet das nächste bauliche Highlight auf uns. Die Kalvebod Bølge zählt baulich zum modernen Kopenhagen. Hinter dem unaussprechlichen Namen verbirgt sich ein Wassersportparadies mitten in der Stadt. Kajak- und Kanufahrer kommen auf ihre Kosten und im Sommer ist das ganze wie ein riesiges Freibad. Da heute so gut wie nichts los ist, fahren wir unerlaubterweise mit den Rädern über das Gelände. An einer sehr steilen Abfahrt, kreische ich vor Begeisterung. Mein Mann kommentiert die fragenden Augen eines Passanten mit dem Satz „She is crazy“. Na vielen Dank auch 🙂
Weiter geht es entlang des Wassers. Die Sonne scheint uns ins Gesicht. Herrlich. In einigen hundert Metern Entfernung liegt die nächste bauliche Sensation. Über den Südhafen haben die Kopenhagener eine ganz besondere Brücke nur für Füßgänger und eine Brücke sogar nur für Radfahrer gebaut. Hier am Fisketorvet gibt es ein neu gebautes Shoppingcenter, einen Kinokomplex und ein Hafenbad. Im Sommer sicherlich einer der beliebtesten Plätze. Wir orientieren uns kurz und stürzen uns kurz darauf ins Vergnügen. Ab auf die Cykelslangen, die besagte Fahrradbrücke, die übersetzt „Fahrradschlauch“ heißt. Im Anschluss überqueren wir auch noch die Bryggebroen und sind auf der anderen Seite der Stadt. Wir machen eine kleine Pause, genießen die Aussicht und das Wetter und diskutieren über die Lebensqualität der in Kopenhagen lebenden Dänen.
Von hier aus fahren wir fast im direkten Weg zum Rathausplatz. Ursprünglich standen noch soviele Dinge auf meiner „Gerne-sehen-Liste“ aber zeitlich neigt sich dieser Tag langsam dem Ende zu. Am Rathausplatz machen wir ein weiteres Beweisfoto, ehe wir mit dem Rad durch Strøget schieben. Ich darf noch ein-zwei Geschäfte besuchen, finde ein wunderbares Souvenir, das perfekt zum heutigen Tag passt (ein Schlüsselanhänger mit einem Rad und der dänischen Nationalflagge) und dann geht es auch schon in den Seitenstraßen zurück Richtung Auto.
In einem schnellen Tempo fahren wir auf dem Radweg (rechts langsam, links wird überholt). Jetzt traue sogar ich mich etwas schneller zu fahren und auch mal zu überholen. Die Fahrt durch die ehemalige Festung „Kastellet“ bereuen wir sofort, denn der Bodenbelag ist aus Kopfsteinpflaster. Aua…. Noch dreimal abbiegen und schon stehen wir wieder vor unserem Auto.
Mit dem Rad durch Kopenhagen – der perfekte Urlaubstag
Als ich nach ungefähr 25 Kilometern vom Rad steige bin ich sehr glücklich und zugleich total erledigt. Im Vorfeld war mir sehr mulmig in einer Hauptstadt mit dem Rad unterwegs zu sein. Wenn ich mir vorstelle in Deutschland, zum Beispiel durch Berlin mit dem Rad zu fahren, zucke ich ein wenig. Hier in Kopenhagen ist das aber überhaupt kein Problem. Die Verkehrsregelungen und der Verkehrsfluss sind absolut radfahrerfreundlich und ich habe mich in keinem Moment unsicher gefühlt. Wer also demnächst einen Ausflug nach Kopenhagen plant und die Stadt mal auf eine andere Art und Weise kennenlernen möchte, der ist auf den zwei Rädern sehr gut aufgehoben. Einen Fahrradverleih findet ihr direkt in Nyhavn bzw. über diesen Link, 6 Stunden kosten 100 Dänische Kronen für das Standardfahrrad, außerdem gibt es E-Bikes, Familienräder, Rennräder, Zubehör und vieles mehr. Die genauen Preise entnehmt ihr bitte der Homepage des Anbieter.
Ich hoffe, dass euch meine kleine Kopenhagen-Radtour gefallen hat und ich euch ein bisschen Urlaubsstimmung nach Hause zaubern konnte. Beim Schreiben war ich gedanklich an den beschriebenen Orten und konnte den schönen Tag so noch einmal erleben. Ein wahrer Genuss.
Nun wünsche ich euch allen einen schönen Sonntagabend und einen tollen Start in die Woche.
Kærlig hilsen
Linda
Ute Loeschnig sagt
Das war wieder super beschrieben. Leider darf ich wegen meiner hws und lws Problemen und op’s nicht mehr Fahrrad fahren. Aber ich konnte die Route durch eigene zwei reisen sehr gut nachvollziehen. Ich ❤️ Deine Reisebeschreibung .
Dir eine schöne Woche.
Linda sagt
Ach das ist aber schade, liebe Ute. Vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Dann hoffe, ich, dass du zu Fuß gut durch Kopenhagen kommst. Herzliche Grüße Linda
Stefan sagt
Wow, da seid ihr ja ganz schön rumgekommen! Ich war letzte Woche nur zu Fuß unterwegs, ohne Rad. Dafür war es mir einfach zu kalt, obwohl die Dänen natürlich trotzdem auf dem Rad unterwegs waren – teilweise ohne Handschuhe brrrrrr 🙂
Ich habe auf meinem Blog auch einen Stadtplan von Kopenhagen zusammen gestellt, mit Dingen, die man kostenlos oder zumindest günstig in dieser tollen Stadt machen kann. Würde mich freuen, wenn du mal vorbei schaust! http://www.on-a-budget.de/2016/03/03/staedtetrips/hier-bekommst-du-meinen-gratis-sparstadtplan-fuer-kopenhagen-zum-ausdrucken/
Linda sagt
Vielen Dank für deinen tollen Tipp und ganz viel Freude bei deinen zukünftigen Kopenhagen-Aufenthalten (vielleicht dann doch mal mit dem Rad). Herzliche Grüße Linda
Petra sagt
Durch die tollen Bilder und deinen interessanten Bericht, bekommt man große Lust Dänemark zu besuchen.
Linda sagt
Das ist schön liebe Petra. So soll es sein. Ich möchte euch ein wenig von Dänemark begeistern. Herzliche Grüße Linda
Linda sagt
Liebe Petra, vielen Dank für deinen Kommentar. Kopenhagen mit dem Rad zu entdecken war für mich auch neu. Aber wirklich super. Kann ich nur empfehlen. Lg Linda
Evy sagt
Danke für diese interessanten Einsichten 🙂 ich denke, ihr habt wirklich viel geschafft!
Linda sagt
Liebe Evy, gern geschehen. Warst du auch schon mal in Kopenhagen? Eine Reise dorthin kann ich wirklich sehr empfehlen. Fährst du allgemein gern mal nach Dänemark? Hab einen schönen Abend. Lg Linda
Stefanie sagt
Hallo,
ich fahre demnächst für 4 Tage nach Kopenhagen und bin schon ganz aufgeregt. Hast du noch einen tollen Tipp für meine Reise? Nach deinem Artikel werde ich mir wohl auch mal für einen Tag ein Rad mieten. Danke für deinen schönen Blog, ich lese ihn sehr gern!
Linda sagt
Liebe Stefanie, vielen Dank für deinen Kommentar. Wie schön, dass du bald ein paar Tage in dieser schönen Stadt verbringen darfst. Sehenswert sind abgesehen von meiner Radtour, die bereits viele Sehenswürdigkeiten beinhaltet, das Tivoli, Christiania und es lohnt sich die Seitengassen der Hauptfußgängerzone „Stroget“ zu entdecken. Ich wünsche dir ganz viel Spaß in Kopenhagen. Lass es dir gut gehen. Herzliche Grüße Linda